Ein Depotupdate ist meistens langweilig, wenn sich am Depot nicht viel ändert. Und im VERUS Depot hat sich nicht viel geändert. Hypoport ist weiterhin die große Stütze des Depots. Cegedim, Myhammer, Agfa-Geavert und Zapf Creation entwickeln sich operativ gut, auch wenn die Kurse nicht im selben Umfang gestiegen sind wie bei Hypoport. Neu bin ich in den letzten Monaten eine (kleinere) Position in VITA34 und PBKM eingegangen. Ich habe diese Werte in meinem Update vom Dezember 2019 (hier) bereits kurz vorgestellt. Wie damals schon vermutet gibt es ein Interesse diese Firmen zusammenzuführen und damit einen echten europäischen Champion im Bereich Nabelschnurblutbank zu formen. AOC – der Mehrheitseigentümer der PBKM – hat über 30% der Anteile von VITA34 erworben und ein Pflichtangebot angekündigt. Das wird sicher nicht hoch ausfallen – die Anteile werden aber genügen, den Zusammenschluss voranzutreiben. Der spannendere der beiden Player wäre grundsätzlich PBKM gewesen, leider ist durch eine Empfehlung durch Swen Lorenz am letzten Wochenende (in Kombination der Marktenge des Titels) der Kurs von PBKM gleich um 50% in die Höhe geschossen. Ich werde den Investment-Case von Vita34 weiter verfolgen und bei Gelegenheit auch hier im Blog nochmals detaillierter darstellen.
In Summe ist das Depot aber mehr oder weniger unverändert und soll es auch so bleiben. Die Qualität eines Depots definiert sich ja in keiner Weise durch die Rate der Veränderung. Ganz im Gegenteil – ein stabiles Depot ist das, was Investieren erfolgreich macht. Nachdem das vielen Investoren leider nicht bewusst ist (oder sie sich zumindest nicht daran halten) möchte ich das zum Anlass nehmen heute ein paar Gedanken über die Qualität des „Nichts-Tun“ an der Börse mit euch teilen.
James Montier gibt in seinem Buch „The Little Book of Behavioral Investing: How Not to Be Your Own Worst Enemy,“ einem ganzen Kapitel den Untertitel:
“Never Underestimate the Value of Doing Nothing.”
Tatsächlich zeigen unterschiedlichste Studien, dass Anleger, die oft handeln, viel schlechtere Ergebnisse erwirtschaften als geduldige Anleger. Nicht nur wegen der höheren Tansaktionskosten, sondern weil jede Entscheidung (jeder Kauf und jeder Verkauf) das Risiko einer Fehlentscheidung beinhalten. Und dieses Risiko ist nicht gleichverteilt. Jede Entscheidung unterliegt allen Fehlerquellen, die bei Investmententscheidungen immer da sind. Overconfidence-Bias, Verlustvermeidungsangst, oder Ankereffekt sind nur ein paar Beispiele. Die größte Gefahr ist vermutlich die des Herdenverhaltens (Bestätigungs-Bias). Philip Fisher schreibt dazu in seinem großartigen Buch „Common Stocks an Uncommon Profits“ (trotz seines Alters immer noch eines der besten Bücher zum Thema Investieren):
“Doing what everybody else is doing at the moment, and therefore what you have an almost irresistible urge to do, is often the wrong thing to do at all”.
Mit diszipliniertem Festhalten an Unternehmen, die sich gut entwickeln, kann man diese Fehlerquellen deutlich verkleinern. Charly Munger – der kongeniale Partner von Warren Buffett bei Berkshire Hathaway – beschreibt das Investieren folglich auch genau so:
„Investing is where you find a few great companies and then sit on your ass”.
Oder Philip Fisher der genau die gleiche Philosophie verfolgt:
„..the greatest investment rewards come to those who … find the occasional company that over the years can grow in sales and profits far more than the industry as a whole … and …. stick with it for a long period of time.”
Gerne möchte ich an der Stelle auch eine eigene Erfahrung einbringen. Ich beteilige mich seit dem Jahr 2006 an einem Musterdepotwettstreit unter stw-boerse.de (vgl. hier). Das ist der vermutlich am längsten zurückgehende Depotwettbewerb im deutschsprachigen Raum. Stefan Waldhauser hat die Seite schon im Jahr 1998 eingerichtet und als Plattform für den Austausch von Informationen zwischen Privatanlegern konzipiert. Die Seite ist zwar heute nicht mehr ganz up-to-Date – der Wettbewerb läuft aber immer noch. (Und Stefan – einer der besten Stock-Picker im Bereich Technologieaktien – ist heute ein sehr erfolgreicher Fondsmanager mit seinem Digital Leaders Fund (hier) und Wikifolio-Trader (hier))
Ich habe im Rahmen des stw-Börse Depotwettbewerbs seit fast zwei Jahren gar keine Transaktion mehr gemacht und davor auch nur sehr sporadisch gehandelt. Trotzdem ist das Depot seit Ende 2018 – während des „Nichts-Tuns“ um 56% gestiegen – ggü. einem im DAX-Anstieg um „nur“ 13% im selben Zeitraum. Und seit Beginn des Wettstreits im Jahr 2006 hat sich der Depotwert von 86 Tsd. Euro auf 683 Tsd. Euro um 800% gesteigert – trotz grosser Finanzkrise, World-Trade-Center Anschlägen und Corona-Pandemie. Das entspricht einem Wertzuwachs von 16% p.a. (Der DAX hat sich in diesen 14 Jahren zwar auch verdoppelt – das ist aber nur ein Zuwachs von 5% p.a.)
Ich denke, auch dieses Beispiel zeigt, dass man Performance nicht mit Handeln, sondern mit „Firmen sich entwickeln lassen“ generiert. Natürlich hätte ich auch im stw-Musterdepot Metro und Corestate verkaufen und dafür z.B. MyHammer kaufen sollen. (Ich gebe zu, ich habe das Depot dort etwas vernachlässigt, da es sich nicht um ein Echt-Geld-Depot handelt). Gerade diese Beispiele zeigen aber auch, dass „Nichts-Tun“ keineswegs ein Plädoyer für Faulheit ist.
Die Firmen in einem konzentrierten Portfolio (wie das bei VERUS gegeben ist) müssen aktiv begleitet werden. „If you put all your eggs in one basket – you better watch the basket“ ist ein Hinweis, den Andrew Carnegie schon im Jahr 1885 gegeben hat. Und das „Watch“ heisst, dass man die Entwicklung der Firmen immer wieder kritisch hinterfragen muss. Wenn sich die Entwicklung schlechter als erwartet herausstellt, dann muss man natürlich auch handeln und aus diesem Wert z.B. auch wieder aussteigen. Aber nicht, weil der Kurs gestiegen oder gefallen ist, sondern weil die Beurteilung der Unternehmensentwicklung sich verschlechtert hat. Es ist im Gegenteil meistens sogar so, dass die Verkaufskandidaten aufgrund der schlechteren Entwicklung (die anderen aktiven Investoren auch nicht verborgen geblieben ist) gegenüber dem Kaufpreis im Minus notieren. Wenn das zurecht der Fall ist (wegen schlechterer Entwicklung als erwartet), dann muss man sich eingestehen, dass man einen Fehler gemacht hat und muss diese Verluste auch realisieren.
Es ist grundsätzlich einer der größten Anlegerfehler, die Verlierer zu behalten (weil die ja im Minus sind) und die Gewinner zu verkaufen (die vermutlich eine gute Entwicklung aufweisen). Schon Peter Lynch (auch ein Guru-Investor in seiner Zeit) hat das in seinem Buch „One up on Wallstreet“ so beschrieben:
“Selling your winners and holding your losers is like cutting the flowers and watering the weeds.“
Wer will schon die Blumen ausreißen und das Unkraut gießen? Als Investor sollte man nicht versuchen seine Performance mit den Kurzfrist-Veränderungen von Kursen zu machen. Nein, ein Investor partizipiert an der positiven Entwicklung des Unternehmens – und nur an solchen Firmen sollte man beteiligt sein, die genau so eine positive Entwicklung aufweisen.
Man kann das in einer Analogie vielleicht mit dem Stehen im Stau vor einer Grenzkontrolle vergleichen. Wenn man die Chance hat, zuerst die Abwicklung zu analysieren und feststellt, dass die Abwicklung auf der rechten Spur im Durchschnitt schneller klappt (weil der Beamte dort z.B. nicht so genau fragt) als die Spuren in der Mitte und rechts – was wird man dann tun? Es macht dann doch jeden Sinn, sich in der rechten Spur einzureihen. Wenn man dann in der rechten Spur steht, dann kommt sehr oft das typische Gefühl auf, dass die linke Spur doch schneller ist. Man hat dann den Wunsch die Spur zu wechseln … und die Erfahrung zeigt, dass das auch viele Autofahrer tun. Nur weil die linke Spur für einen Moment schneller ist, heißt das aber nicht, dass das im Durchschnitt der Fall ist. Typischerweise beginnt die linke Spur genau dann zu stocken, wenn man es geschafft hat, sich dort einzureihen. Das hektische Hin und Her ist keine Gewinnerstrategie. Jedenfalls nicht, wenn man davor die Analyse gemacht hat – und dort festgestellt hat, dass die rechte Spur im Durchschnitt am schnellsten ist. Nur weil die rechte Spur einmal länger stockt, bedeutet das nicht, dass diese Spur nicht doch im Durchschnitt die beste Wahl ist.
So ist es auch mit Aktienanlagen. Das Hin und Her bringt niemanden zum Ziel. Wenn man aber in ein erfolgreiches Unternehmen investiert ist, dann ist man quasi auf der Überholspur. Die Kurse werden nicht immer aufwärts gehen. Auch hier gibt es temporäre Rücksetzer. Der Wert des Unternehmens wird aber über Zeit steigen und langfristig wird sich das auch im Kurs wiederspiegeln. Es geht nicht darum, mit Aktien kurzfristig Gewinne zu machen, indem ein anderer Anleger Verluste einfährt. Nein, es geht darum, durch diese Beteiligung an erfolgreichen Unternehmen an der Wertsteigerung über Zeit zu partizipieren. Und das dauert halt – manchmal auch länger als man zuerst gehofft hat.
Beispiele dafür, dass es manchmal länger dauert sind z.B. Cegedim und Agfa. Grundsätzlich sind die Trigger für eine Neubewertung vorhanden. Es dauert halt, bis diese offensichtlich werden bzw. sich schwarz auf weiß in den Ergebniskennzahlen niederschlagen.
Philip Fisher hat das sehr weise ausgedrückt:
„It is soften easier to tell what will happen to the price of a stock than how much time will elapes before it happens.”
Zuerst steht die Analyse – man muss wissen was mit einer großen Wahrscheinlichkeit passieren wird. Und dann braucht es Geduld. Diese Geduld zu haben, ist eine der wichtigsten Qualitäten eines Investors. Das heißt, der psychologischen und vermeintlich erfolgversprechenden Versuchung zu widerstehen, dauernd aktiv werden zu müssen und sich stattdessen einfach auch mal im Nichtstun üben zu müssen. Was vielen Anlegern offensichtlich schwer fällt. Dazu passt eine schon berühmt gewordene Anekdote von Warren Buffett: Er wurde vom Amazon-Gründer Jeff Bezos gefragt:“You are the second richest man in the world and yet you have the simplest investment thesis. How come others didn’t follow this?” Warren Buffetts einfache Antwort auf diese Frage:
“Because no one wants to get rich slowly”.
Reich werden will jeder, die Betonung liegt aber auf „Slowly“. Schnell reich werden, ist nicht das Ziel eines konservativen Investors – dafür sollte es aber über lange Zeiträume immer wahrscheinlicher werden, dass es passiert.
VERUS ist auf so einen Marathon eingestellt. Ich bin der festen Überzeugung, dass es über einen langen Zeitraum durch diese Investment-Philosophie gelingt, das Vermögen der Investoren aufzubauen und zu vermehren. Man kann natürlich nicht erwarten, dass es in den nächsten 14 Jahren – das ist so mein Zeithorizont in dem ich auf alle Fälle ein aktiver Investor bleiben will – nochmals gelingt das Vermögen von VERUS zu verachtfachen – unmöglich ist das aber auch nicht. Ich werde alle Energie daran setzen, die Wahrscheinlichkeit dafür zu erhöhen.