Fokussierung auf das Unternehmen – nicht die Aktie

Liebe Mit-Investoren!

Nach einer langen Phase der Stabilität haben die Aktienmärkte im Februar weltweit einen spürbaren Dämpfer bekommen. Der DAX ging im Monatsverlauf um 5,8% zurück. Der innere Wert der VERUS Capital Partners AG konnte sich diesem Trend nur zum Teil entziehen und sank um 4,6%. Per Ende Februar betrug dieser innere Wert (NAV) einer Aktie 2.135 Euro. Dies ist ein Rückgang von 3,0% ggü. dem Jahresbeginn.

In Zeiten, in denen der Wert des Depots (gemessen an den Aktienkursen) zurückgeht, kommen naturgemäß Fragen auf. Man hinterfragt die Gründe für Kursrückgänge, man hinterfragt die getroffenen Annahmen und die damit verbundenen Investitionsentscheidungen. Und das ist gut so. Einer der am weitesten verbreiteten Fehler von Investoren ist nämlich der „Overconfidence Bias“ oder schlicht „Selbstüberschätzung“. Besonders gedeiht dieser Fehler in Phasen, in denen man angeblich „alles richtig macht“, in Phasen, in denen die Kurse dem Investor recht geben und der Wert des Depots steigt.

Selbstüberschätzung als „Fehler“ liegt in der menschlichen Psyche und ist nicht nur auf Investitionsentscheidungen beschränkt. Man muss einer Gruppe von Menschen nur folgende Fragen stellen:[1]

  • Sind Sie ein überdurchschnittlich guter Autofahrer?
  • Sind Sie überdurchschnittlich gut in ihrem Job?
  • Sind Sie ein überdurchschnittlich guter Liebhaber?

Man kann sicher sein, dass auf jede dieser Fragen (zumindest bei Männern als Befragte ?) immer die Mehrheit mit „Ja“ antworten wird – was mathematisch natürlich nicht möglich ist.

Dass diese Selbstüberschätzung gerade im Bereich des Investierens weit verbreitet ist, zeigt eine Befragung von 600 professionellen Investoren. 74% der Befragten haben angegeben, dass Sie bessere Ergebnisse liefern als der Durchschnitt.

Eine Folge dieser Selbstüberschätzung ist der Glaube, dass man die anderen „überlisten“ könne und immer vor den anderen (vor einem Anstieg) in den Markt gehen könne, und vor den anderen (vor einem Kursrückgang) wieder aussteigen könne. Schon 1936 hat John Maynard Keynes das daraus resultierende Problem sehr gut beschrieben. Er verglich diese Art zu investieren mit einem Wettbewerb, in dem es darum geht, die 6 hübschesten Gesichter aus 100 Fotos auszuwählen – wobei der Gewinner der ist, dessen Auswahl mit dem Gesamtergebnis am besten übereinstimmt. Was ist die Folge? Jeder Teilnehmer sucht nicht mehr nach den Gesichtern, die ihm am besten gefallen, sondern nach den Gesichtern, von denen er glaubt, dass sie den anderen am besten gefallen. Die zum Erfolg führende Fähigkeit ist damit nicht mehr, zu erkennen was hübsch ist und was nicht, sondern die Fähigkeit, die anderen Teilnehmer richtig einzuschätzen, d.h. richtig vorherzusagen, was die anderen wählen werden.

Und das ist genau das, was die Mehrheit der Investoren tagtäglich macht – zu versuchen, der Schlauste in diesem Spiel zu sein, vorherzusehen, was die anderen tun werden und versuchen immer einen Schritt voraus zu sein. Sie suchen Aktien (nicht Unternehmen!), von denen Sie glauben, dass sie vor der „Entdeckung“ stehen. Sie versuchen den Markt zu timen, indem sie einsteigen bevor die anderen es tun und dann wieder aussteigen, bevor die anderen bemerken, dass die Party vorbei ist.

Die Erfahrung zeigt, dass diese Form der Investitionsstrategie nicht langfristig von Erfolg gekrönt ist und es so gut wie niemanden gibt, der auf diese Art und Weise dauerhaft „schlauer“ ist als die anderen.

Die gute Nachricht ist aber, dass man gar nicht schlauer sein muss als die anderen, um ein guter Investor zu sein. Warren Buffett ist nicht so erfolgreich, weil er immer richtig und rechtzeitig ein- und ausgestiegen ist. Er ist so erfolgreich, weil er sich langfristig an erfolgreichen Unternehmen beteiligt hat und von der Wertsteigerung dieser Unternehmen mitprofitiert hat.  D.h. als Investor sollte man seine Energie nicht damit vergeuden, genau das Unternehmen zu suchen, das in den nächsten 3 Monaten von den anderen Investoren entdeckt werden wird. In diesem Fall beschäftigt man sich nämlich vorrangig damit, was andere wohl suchen und nicht damit, welches Unternehmen tatsächlich langfristig Werte schafft.

Um langfristig erfolgreich zu sein, genügt es, wenn es dem Investor gelingt

  • einige wenige Unternehmen zu identifizieren, die langfristig Wert schaffen (auch oder gerade, wenn diese temporär nicht beliebt sind bei Investoren),
  • sich zu vernünftigen Preisen an diesen Unternehmen beteiligen
  • und dann an diesen Beteiligungen festzuhalten.

Diese Strategie wird mit Sicherheit langfristig eine gute Wertsteigerung erzielen. Die Wertentwicklung wird zwar nicht in jedem Monat, jedem Quartal und vermutlich auch nicht in jedem Jahr besser sein als Vergleichsindizes. Über die Jahre hat man mit dieser Strategie aber eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, besser zu sein als der Markt. Und „besser sein als der Markt“ bedeutet hier nicht „schlauer“ sein als der Markt. Man muss nur bereit sein, die Volatilität auszuhalten, man muss bereit sein, Pessimismusphasen ohne „aufzugeben“ durchzuhalten. (Und die besten Chancen das emotional zu schaffen ist, wenn man wirklich weiß, in welches Geschäftsmodell man investiert hat).

Ein Investor, der darauf verzichtet „schlauer sein zu wollen als die anderen Investoren“, der die Energie vollumfänglich in die sorgfältige Auswahl der Unternehmen steckt und dabei nach den Prinzipien des Value Investing vorgeht (d.h. kaufen, was man versteht, kaufen mit Sicherheitsmarge), wird langfristig eine überdurchschnittliche Performance ausweisen. Und die Gründe dafür sind auch offensichtlich:

  • Die meisten professionellen Investment-Manager in großen Firmen haben gar nicht die Freiheitsgrade, sich vollumfänglich so zu verhalten. Wenn sie sich gegen den Strom stellen, haben Sie ein Karriererisiko. Das Festhalten an Investments, die temporär schlecht laufen, führt in diesen Firmen zu persönlichen Nachteilen. In großen Institutionen besteht damit immer ein Incentive, das zu tun, was alle anderen auch gerade als gut einschätzen. Damit ist man immer entschuldigt, wenn es schief geht.
  • Die meisten Privatanleger, die sich nicht intensiv mit dem Geschäftsmodell der Firmen auseinandersetzen (können), machen oft den Fehler, die Richtigkeit der Investmententscheidung nicht an der Entwicklung der Firma, sondern an der Entwicklung des Aktienkurses ablesen. Wenn der Kurs sinkt, dann hat der Investor das Gefühl, „dass da etwas nicht stimmen könne“. Dabei gibt es immer wieder Phasen in denen sich Unternehmen sehr gut entwickeln und die Kurse sinken. Genauso gibt es Fälle in denen die Kurse weiter steigen, obwohl die Unternehmensentwicklung keinen Mehrwert generiert. Der wenig informierte Anleger – der seine Kaufentscheidung z.B. auf einen Tipp in einer Zeitschrift stützt – ist dabei immer in Gefahr zur Unzeit zu handeln.

Die Investment-Philosophie von VERUS Capital Partners ist dagegen sehr einfach. Ich stecke meine Energie weiterhin in die Suche nach (Quelle Warren Buffett):

  1. Businesses with strong competitive advantages
  2. Trading at fair or better prices
  3. With shareholder friendly managements
  4. That can be held for the long run

Die Chance dieses „Rezept“ im Rahmen der VERUS Capital Partners AG erfolgreich umsetzen zu können, ist sehr hoch. Meine Unabhängigkeit, die langjährige Erfahrung und vor allem auch die Tatsache, dass es bei VERUS nicht um das „Bewirtschaften von Investorengeldern“, sondern um Interessengleichheit auf Basis meines eigenen Investments in VERUS geht, sind grundsätzlich die besten Voraussetzungen für einen Erfolg. Ich persönlich bin fest davon überzeugt, dass sich der Wert von VERUS in Summe über die nächsten Jahre sehr erfreulich entwickeln wird. Ich hoffe, dass alle meine Mitinvestoren diese Investment-Philosophie teilen und sich dadurch über das kurzfristige Auf und Ab des Marktes keine Gedanken machen müssen.

Vielen Dank für euer Vertrauen.

Helmut

Vaduz, 6. März 2018

 

—————————————————————————————————————–

Investment Lessons by Warren Buffett and Charlie Munger:

 

“Games are won by players who focus on the playing field –- not by those whose eyes are glued to the scoreboard.”

 

[1] ) Die Beispiele sind dem Buch „The little Book of Behavioral Investing“ von James Montier entnommen – eine Lektüre, die ich jedem Investor zur Selbstreflexion nur empfehlen kann.